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CRCM: Tradition und Moderne

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Center Right Coalition Meeting

Tradition und Moderne

Dr. Andreas Kinneging

Moderation: Scott Nelson, PhD

Dr. Andreas Kinneging ist seit 2004 ordentlicher Professor für Rechtsphilosophie an der juristischen Fakultät der Universität Leiden. Als Hayekianer in seinen jüngeren Jahren stand er der liberalen Tradition sehr nah, bevor er mit dem Denken der griechisch-römischen Klassiker konfrontiert wurde und seine Meinung änderte. Als führender konservativer Philosoph in den Niederlanden vertritt Kinneging heute zwei Strömungen der westlichen Tradition, nämlich die griechisch-römische (Plato) und die christliche, die sich auch in seinen Schriften widerspiegeln, wie z.B. Aristocracy, Antiquity & History: Classicism in Political Thought und The Geography of Good and Evil: Philosophical Investigations.

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Am 4. März 2020 hielt Dr. Kinneging einen Vortrag über Tradition und Moderne, in dem er die westliche Tradition gegen ihre Feinde verteidigte. Unter den Letzteren würden sich nicht nur die Relativisten, Nihilisten, und Postmodernisten unserer Zeit befinden, sondern auch die Denkweisen der Romantik und der Aufklärung. Der Bruch beginnt mit den Werken Thomas Hobbes, des „Platons der neuen Ordnung“, so Kinneging. Hobbes sei in jeder Hinsicht ein Feind des traditionellen Denkens. Wo die Seele im klassischen Denken aus drei Teilen – Begierden, Thymos, und Vernunft – besteht, enthält sie bei Hobbes nur Vernunft und Begierden, wo die Letzteren Herrscher der Ersteren sind. Der Mensch wird zur Maschine reduziert, die nur die eigenen Begierden befriedigen will: homo oeconomicus. Anthropologisch gesehen, seien so unterschiedliche Denker wie Hobbes, Hayek und Marx ähnlich.

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Um diesen Materialismus zu vermeiden, kehrte die Romantik zum Spiritualismus zurück. Der Vorfahre dieser Bewegung war Jean-Jacques Rousseau, „der Aristoteles der neuen Ordnung“. Obwohl diese Reaktion als eine Rückkehr zur Tradition erscheint, sei sie eine Vertiefung des von der Aufklärung schon begründeten Individualismus. Mit Rousseau beginnt die Suche nach der individuellen Authentizität. Jeder Mensch muss sein eigenes „Ich“ finden. Der einzige Mut ist der Mut, man selbst zu sein. Daher liegt die moderne Betonung darauf, viel zu experimentieren, um herauszufinden, was einem passt und was sich richtig anfühlt. Die Gefühle und ihre Verbindung zur subjektiven Identität ersetzen die Vernunft und ihre Verbindung zur objektiven Ordnung.

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Der Markt als Denkweise sei die Umwertung aller Werte. Liberal zu sein bedeutet für Kinneging, dass die Seele nicht richtig geordnet ist und dass wir zu Sklaven unserer Begierden geworden sind. Die Moderne legt auf individuelle Freiheit und Gleichheit den höchsten Wert. Bei den Klassikern hingegen waren die höchsten Werte Hierarchie, Tugend, Pflicht, Gemeinschaft, etc. Ob der Wandel von der Tradition zur Moderne als echter Fortschritt verstanden werden könnte, bleibt für Kinneging zweifelhaft.

 

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