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Das Bretton-Woods-System

Das Bretton Woods System

Pixfiction/shutterstock

Das Bretton-Woods-System war eine Währungsordnung der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, welche die Schwankungen von Wechselkursen auf eine gewisse Bandbreite zum US-Dollar beschränkte.

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Funktion der neuen Währungsordnung

1944 trafen sich in Bretton Wood im US-Bundesstaat New Hampshire, Vertreter von 44 Nationen, um das internationale Währungssystem nach dem Zweiten Weltkrieg zu besprechen, der zu diesem Zeitpunkt noch fortdauerte. Das Ziel der Konferenz war, Abwertungswettläufe zwischen den Währungen und protektionistische Einfuhrbeschränkungen, die zum Zusammenbruch der Vorkriegsordnung und schließlich auch dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges selbst beigetragen hatten, nicht zu wiederholten. Auf Bretton-Woods kam es zu zwei wichtigen Beschlüssen für das internationale Währungssystem:

Zum einen verpflichteten sich die teilnehmenden Nationen zu einem festen Wechselkurs ihrer Währung gegenüber dem US-Dollar. Die amerikanische Notenbank wiederum musste ausländischen Zentralbanken Gold zum fixen Preis von 35 US-Dollar pro Unze (31,1 Gramm) verkaufen und so deren Währung stabilisieren. Um den fixen Wechselkurs aufrechtzuerhalten, reagierten die Zentralbanken auf Schwankungen und Inbalancen mit Interventionen. Begann eine Währung aufzuwerten, druckte die Zentralbank mehr ihrer eigenen Währung, um den Preis zu senken. Wertete eine Währung ab, kaufte die Zentralbank die eigene Währung mit Devisen auf, um den Preis ihrer Währung zu erhöhen. Dabei waren Schwankungsbreiten von plus/minus ein Prozent erlaubt.

Zum Zweiten, wurde der Internationale Währungsfonds (IWF) als Institution gegründet, um das Funktionieren des Währungssystems zu überwachen und zu garantieren.

Zusammenbruch von Bretton Woods

Die fixen Wechselkurse zwischen den Teilnehmerländern und den USA mussten immer wieder angepasst werden.

1971 befürchtete der damalige US-Präsident Richard Nixon, dass die Goldbestände der USA nicht mehr ausreichten, um die Anzahl der Dollarscheine im Umlauf zu decken Die Geldmenge der Amerikaner hatte sich aufgrund des Vietnamkriegs und ausufernder Sozialprogramme massiv ausgeweitet. Auch im Ausland kamen Zweifel auf, ob die Amerikaner noch in der Lage waren, ihre Dollar mit genügend Goldreserven zu decken. Insbesondere Frankreich war misstrauisch und schickte die Marine, um seine in Fort Knox eingelagerten Goldbestände abzuholen. Nach einem Ansturm auf Amerikas Goldreserven, kündigte Nixon den fixierten Kaufpreis des Goldes auf – die USA würden in Umlauf gebrachte US-Dollar nicht mehr gegen Gold einlösen.

Im Dezember 1971 wurde das Smithsonian-Agreement beschlossen, bei dem man erneut fixe Wechselkurse zwischen den Ländern festsetzte. Doch bereits im Jänner 1973 wurde der Schweizer Franken von heftigen Spekulationswellen erschüttert, dass die Schweizer Nationalbank gezwungen war, ihre Interventionen einzustellen. Dasselbe wiederholte sich mit der D-Mark. Im März, nach mehrmaliger Stützung des amerikanischen Dollars, gab auch Deutschland seine Währung frei. Auch hier zogen die übrigen Länder nach. Im März 1973 war das fixe Wechselkurssystem Geschichte.

Vor allem die D-Mark geriet daraufhin immer wieder unter Aufwertungsdruck. Im Zuge einer solchen ursprünglich geringfügigen Aufwertung 1969 flossen in den folgenden Jahren immer noch Dollar nach Deutschland. Da sich die deutsche Zentralbank, die Bundesbank, nicht länger dem Aufwertungsdruck widersetzen konnte, entband die deutsche Regierung schließlich am 2. März 1973 die Bundesbank von ihrem Mandat und am nächsten Tag gab man den D-Mark-Dollar-Wechselkurs mit einem Federstrich frei. Damit bildete sich aufgrund des nun ermöglichten Zusammenspiels von Angebot und Nachfrage ein neuer Preis: Der US-Dollar brach in den folgenden Wochen um mehr als neun Prozent gegenüber der deutschen Mark ein. Der Wechselkurs blieb frei, andere Länder folgten und die Bretton-Woods-Vereinbarung war damit Geschichte.

Nach dem Zusammenbruch 1973 konnte jedes Land die Wechselkurspolitik seiner Währung wieder frei bestimmen. So gab es die Möglichkeit die eigene an eine andere Währung oder einen Warenkorb zu binden oder aber die Währung ähnlich der D-Mark dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage zu überlassen und damit den Markt den Wert bestimmen zu lassen. In den westeuropäischen Ländern einigte man sich im Rahmen des Europäischen Währungssystems auf teilweise fixe Wechselkurse mit flexiblen Schwankungsbreiten untereinander, aufgrund ihrer Stabilität wurde die Deutsche Mark dabei selbst nun zum Anker dieses neuen Systems, welches schließlich im Euro mündete. Die meisten Industrie-Länder gingen zu freien Wechselkursen über. Einige ostasiatische und lateinamerikanische Entwicklungs- und Schwellenländer hielten an einem festen Wechselkurs zum Dollar fest, was sich für einige später in den 1990er-Jahren als fatal herausstellen sollte Etwa Argentinien musste seinen fixen Wechselkurs nach dem Staatsbankrott 2001 aufgeben. Ähnliche Krisen erschütterten Mexiko, Russland und Südkorea kurz vor der Jahrtausendwende.

Authors

  • Simon studierte Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Umwelt- und Ressourcenökonomie in Graz und Göttingen. Während seines Studiums arbeitete er als Wirtschaftsjournalist und schrieb unter anderem Analysen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Afrika und Russland. Nach seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann und zehn Jahren Logistikerfahrung, gefolgt von einer Weltreise durch Osteuropa, den Nahen Osten und Afrika, führten ihn weitere Karriereschritte in das österreichische Gesundheits- und Wirtschaftsministerium.

Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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