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Die FED wird die Zinsen nicht erhöhen, vielleicht nie mehr

FED

Autor

Mag. Günter Faschang,Finanz- und Börsenexperte

24/09/2015

Es war letzte Woche die wohl meistbeachtete Zinsentscheidung in der Geschichte der FED. Viele Marktteilnehmer rechneten nach sieben Jahren Null-Zins-Politik mit einer ersten Zinserhöhung. Gute Arbeitsmarktdaten und annehmbare Konjunkturzahlen sorgten für Optimismus. Endlich könnte die FED den ersten Schritt Richtung Normalität setzen. Endlich könnte die US Wirtschaft die Intensivstation verlassen und in die Reha übersiedeln. Doch dann kam die Enttäuschung. Die Zinsen bleiben auf Null. Schuld sind die wirtschaftliche Schwäche Chinas und der starke Dollar, sowie die fallenden Rohstoffpreise die ihrerseits die Schwellenländer belasten. So sieht es zumindest die FED. Der viel wichtigere Grund ist jedoch, dass die US Wirtschaft selbst sich zuletzt wieder stark abschwächt. Die meisten Wirtschaftszahlen zeigen deutlichen Rückgang. Sei es die Stimmung in der Wirtschaft, die Industrieproduktion, der Häusermarkt oder sogar der Konsum, die Zahlen waren alle enttäuschend. Die guten Zahlen auf dem Arbeitsmarkt sind ebenfalls nur Augenauswischerei. Die Menschen, die nicht mehr als arbeitslos gezählt werden (out of labor force) sind in den vergangenen Jahren massiv angestiegen. Zudem wurden viele gut bezahlte Industriejobs durch minderwertige Teilzeit- und Servicejobs ersetzt.

Es wird klar, dass sieben Jahre Null-Zins-Politik nur neue Spekulationsblasen gebracht haben und kaum echtes Wachstum. Die größte Blase ist am Anleihenmarkt entstanden, gefolgt vom Aktienmarkt und dem wieder aufgeblähten Häusermarkt. Doch die Blasen beginnen zu platzen. Die Rohstoffpreise haben den freien Fall bereits hinter sich. Derzeit bröselt es an den Emerging Markets wie z.B. Russland und Brasilien. Der Immobilien- und Schuldenblase in China beginnt ebenfalls die Luft auszugehen. Der nächste Domino könnte nun der weltweite Aktienmarkt sein, der zu Fall gebracht wird.

Die FED und auch andere Notenbanken werden somit die Zinsen sicher nicht erhöhen. Nicht dieses Jahr und wohl auch nicht danach, wahrscheinlich nie. Sie können aus ihrer Nullzinspolitik nicht mehr heraus, denn dann würden sie die Lawine der abstürzenden Märkte erst Recht ins Rollen bringen. Angesichts der schwachen Finanzmärkte und der sich verschlechternden Wirtschaftsdaten werden sie wohl noch viel mehr Geld drucken. QE4 wird in den USA kommen. Die EZB und die BOJ werden ihre Anleihekaufprogramme aufstocken. Und auch China wird versuchen, die Wirtschaft durch erneute Kreditaufnahme zu stabilisieren.

Die große Frage ist, ob die Notenbanken nun die Kontrolle verlieren. Können sie mit Geld Drucken die Märkte noch einmal aufblasen? Können sie die Konsumenten und die Unternehmen noch zur Kreditaufnahme animieren, oder sind die Grenzen des Verschuldungsbooms endgültig erreicht? Niemand wird diese Frage beantworten können. Der Zeitpunkt kann nicht vorhergesagt werden. Fest steht, dass es immer größere Dosen der Droge „Schulden“ braucht, um noch ein Bisschen künstliches Wachstum zu generieren. Am Ende steht mit großer Wahrscheinlichkeit eine schwere Wirtschaftskrise. Wird diese Krise eine Inflationskrise oder eine Deflationskrise? So wie die Notenbanken denken und agieren, muss man wohl eher mit Inflation rechnen. Die Zentralbanken haben mehr Angst vor Deflation als Inflation. Die Politik bevorzugt ebenfalls Inflation, um sich ihrer Schulden zu entledigen und die Krise so weit wie möglich hinaus zu schieben. Vielleicht steht am Ende ein „Reset“ mit einer einheitlichen Weltwährung. Ob die neue Währung oder die neuen Währungen dann wieder ungedecktes Fiatgeld sein werden oder z.B. durch Gold gedeckt wird dann das entscheidende Thema sein. Werden sich nach der Systemkrise die Sozialisten durchsetzen, die dem Kapitalismus die Schuld an der Krise geben. Oder werden sich die Kapitalisten durchsetzen, die im (monetären) Sozialismus die Ursache der Krise sehen. Im ersten Fall wird dann alles noch schlimmer, während im zweiten Fall Hoffnung auf ein neues, funktionierendes Geldsystem besteht.

Aus Sicht eines Investors sollte auf jeden Fall Gold und Land das beste Investment für den Krisenfall sein. Bei Inflation bieten Gold und Land die beste Wertsicherung. Aber auch bei einer scharfen Deflation wie in den Dreißiger Jahren ist Gold und Land vorzuziehen, denn das Geld auf der Bank wird wertlos, wenn der Staat und die Bank pleite sind oder das Geld zur Deckung der Staatsschulden eingezogen wird, wie geschehen in Zypern.

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Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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