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Die verfehlte Nullzinspolitik und Ihre Folgen

Die verfehlte Nullzinspolitik und Ihre Folgen 3

Richard Zundritsch hielt einen Vortrag über die Krisen der letzten 100 Jahre sowie das Risiko von Hypothekardarlehen.

Richard Zundritsch ist unabhängiger Finanzberater mit Spezialisierung auf Kapitalmärkte, Vermögensverwaltung, Nachfolgeplanung und Risikokapital. Damit brachte er fundiertes Wissen über die Geldpolitik der Zentralbanken in den letzten Jahren mit.

In seinem Vortrag konzentrierte er sich auf zwei große Fragen: „Warum halte ich die Politik des billigen Geldes für verfehlt?“ und „Was kommt jetzt noch auf uns zu?“

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Die ersten Krisen vor 100 Jahren

Zundritsch begann seinen Vortrag mit einem Überblick über die Krisen weltweit, die in den letzten 100 Jahren die Wirtschaft erschütterten und die laut Zundritsch zusammenhängen. Die Krisenkette begann einerseits mit der Großen Inflation von 1922/23 in Deutschland und Österreich und andererseits mit dem Wallstreet Crash und der Großen Depression in den USA. Diese konträren Krisen prägen die Wirtschaftspolitik auf beiden Seiten bis heute: Europa fürchtet die Inflation, während Amerika die Deflation fürchtet. Die Amerikaner glaubten daher jetzt, die schwache Wirtschaft würde in eine Deflation kippen, und senkten die Zinsen. Europäer hingegen würden sich über fallende Preise freuen.
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Staaten können nicht pleitegehen

In den 1980ern herrschte die allgemeine Annahme, Staaten könnten nicht pleitegehen, solange es Steuerzahler gibt. Doch dann passierte es in Polen, einigen Staaten in Südamerika und Japan, wo die erste große Blase der Neuzeit platzte. In Japan stiegen Börsen und Immobilien in nie gekannte Höhen, dann folgte der Crash, von dem sie sich erst 40 Jahre später knapp erholten.

Die OPEC Ölkrise 1970 veranlasste die Zentralbanken erstmals Geld in großen Mengen zu drucken. Die Ölpreise stiegen auf mehr als das 10fache und das Geld floss nach Saudi Arabien und andere Ölstaaten. Diese nutzen den Geldsegen und vergaben Dollarkredite an großen Mengen; die Zinsen dafür wurden in Washington gesteuert. Als die Zentralbank die Zinsen erhöhte, verteuerte das auch die Kredite aus Saudi Arabien. Viele Staaten, vor allem in Südamerika konnten ihre Schulden nicht mehr begleichen und gingen bankrott.

Durch die Globalisierung waren bald alle Staaten betroffen. Dazu kam der Fall des Eisernen Vorhanges und den Aufholbemühungen der ehemaligen Ostblock Staaten.

Das Risiko der Hypothekardarlehen

Banken wie Spekulanten suchten in dieser Zeit Projekte mit Rendite, in die sie investieren konnten. Das Angebot war nicht groß und so wurden sie immer risikofreudiger und nutzen Lücken im amerikanischen System. In den USA dürfen Hypothekardarlehen weiterverkauft werden. Da Rückzahlungswahrscheinlichkeit nicht bei jedem Schuldner gleich hoch ist, wurden die Darlehen in Tranchen eingeteilt, gestaffelt von den besten bis zu den schlechtesten Schuldnern – toxic waste. Mit diesen Tranchen wurde gehandelt.

Als die Zinsen stiegen, kamen allerdings mehr Schuldner in Schwierigkeiten, als angenommen. Folglich waren einerseits die ehemals guten Tranchen nicht mehr so gut und andererseits konnten sie die schlechten Tranchen nicht mehr verkaufen und diese verblieben in den Büchern – eine Parallele zu den letzten Monaten. Bei diesen Deals ging allerdings das Vertrauen verloren. Und ohne Vertrauen trocknete über Nacht der Markt aus und das ganze System brach zusammen.

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Die Lösung: Geld drucken?

Zur Überschuldung kam die Einführung des Euro. Vorher bezahlten die Länder Ihre Schulden in der Landeswährung zu individuellen Zinssätzen; danach mussten sie in Euro bezahlen. Italien und Griechenland waren hochverschuldet und das gesamte Eurosystem kam in Schwierigkeiten. Mario Draghi handelte nach der Maxime: „We will do whatever it takes” und druckte Geld. Damit kaufte die EZB den verschuldeten Ländern ihre Anleihen und Fonds ab und wendete die Eurokrise ab.

Seit Mitte der 1980er wurde immer wieder Geld gedruckt, die Inflation stieg jedoch nicht an, wie zu erwarten gewesen wäre.

Versteckte Inflation

Bis in die 1990er boomte die Wirtschaft im Amerika und Europa, dann war der Markt zunehmend gesättigt. Aus Asien kamen weiterhin billige Waren, aus Rußland billiges Gas und zusätzlich sanken die Zinsen. Wo war das viele Geld?

Die Menschen gaben ihr Geld nicht für Lebensmittel oder Elektrogeräte aus, Waren, die für die Berechnung der Inflation herangezogen werden. Stattdessen kauften sie Immobilien, Aktien oder Gold, deren Preise sehr wohl stiegen – um bis zu 20% p.a.

In Amerika und Europa machte sich die Inflation jahrelang nicht bei Alltagsgütern bemerkbar. In Afrika, Südamerika und Teilen Asiens stieg sie hingegen in allen Bereichen, denn Amerika und Europa kauften die billigen Waren ja in diesen Ländern.

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Was geschah in Sillicon Valley?

Die Sillicon Valley Bank wollte das Geld ihrer Kunden sicher anlegen, als es nicht viel zum Investieren gab, das Rendite versprach. Also kauften sie amerikanische Staatsanleihen auf 10 Jahre mit einer Rendite von 0,5%. Die 10 Jahre sind noch nicht vergangen und in der Zwischenzeit fielen diese Anleihen stark. Die Bank musste diese Anleihen neu bewerten und wollte dem Problem mit einer Kapitalerhöhung begegnen. Die fallenden Kurse waren kein Geheimnis, Elon Musk und andere twitterten darüber und kurze Zeit später war die Sillicon Valley Bank pleite. Ihre Kunden hatten elektronisch ihr Geld auf andere Banken transferiert. „Bank run auf modern.“

Ausblick

Richard Zundritsch war nicht optimistisch in seinem Ausblick.

Amerika druckt weiterhin Geld, um es in Infrastruktur zu investieren. Durch Covid Maßnahmen wurde die halbe Welt stillgelegt, die Produktivität gestoppt, aber gleichzeitig laufend neues Geld in Umlauf gebracht. Zentralbanken können die Zinsen so hoch schrauben wie sie wollen, es wird nichts bringen, solange weiter neues Geld dazukommt.

Zundritsch prophezeite eine Krise in Entwicklungsländern, die auch Schwellenländer erfassen könnte, sowie eine große industrielle Pleitewelle. Die leichten Finanzierungsmöglichkeiten in den letzten Jahren ermöglichten vielen Firmen das Überleben, die ohne diese Hilfen längst pleite gegangen wären. Er rechnet mit einer Pleitewelle dieser Zombiefirmen, sobald die Subventionspolitik beendet wird.

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Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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