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Eine Krise des Sozialismus

Eine Krise des Sozialismus

Autor

von Mag. Günter Faschang, CFA
Finanz- und Börsenexperte

 

Wenn man Menschen fragt, ob wir uns derzeit eher in einer „Krise“ oder im „Aufschwung“ befinden, so lautet die einhellige Meinung „Krise“. Fragt man dann, ob es sich eher um eine Krise des Kapitalismus oder eine Krise des Sozialismus handelt, so antwortet die klare Mehrheit mit „Krise des Kapitalismus“. So verhält es sich zumindest in meinem Umfeld, und auch in den Medien wird dieses Bild gezeichnet.

Fragt man nun weiter, was denn die Begründung für diese Aussage sei, so erhält man meist folgende Antworten:

1)      Es waren doch die privaten Banken der USA, die durch ihre Spekulationen Milliardenverluste verursachten, und vom Steuerzahler gerettet werden mussten.

2)      Es sind doch die internationalen Großkonzerne, die immer geringere Löhne zahlen und gleichzeitig für ihre Produkte immer höhere Preise verlangen, und somit den Unterschied zwischen Arm und Reich vergrößern.

3)      Es sind ebenfalls die internationalen Großkonzerne, die sich ungerechte Vorteile gegenüber Konsumenten und Arbeitnehmern ausverhandeln, wie z.B. bei den Handelsabkommen TTIP oder TTP.

Leider verdrehen linke Politiker und Medien die Tatsachen, und die allerwenigsten Mitglieder der Bevölkerung sind Ökonomen, geschweige denn Ökonomen der Österreichischen Schule. Ich möchte nun anhand der genannten drei Punkte beschreiben, dass es gerade der Sozialismus und Staatsinterventionismus ist, der zu den Problemen führt, und bestimmt nicht zu deren Lösung.

 

Mythos 1: Die Gier von Banken und anderen Finanzinstitutionen verursacht Wirtschaftskrisen

Die US-Zentralbank FED, aber auch alle anderen bedeutenden Zentralbanken der Welt, verfügen über ein Geldmonopol, was einen echten Wettbewerb zwischen verschiedenen Formen des Geldes verhindert. Was noch schwerer wiegt, die Zentralbanken setzen die kurzfristigen Zinsen fest, an denen sich die Märkte orientieren. Diese Zinsfestsetzung ist ein Eingriff in den freien Markt. Nicht Millionen von Marktteilnehmern bestimmen die Zinsen, den wichtigsten Preis in der Wirtschaft, sondern eine Hand voll Akademiker, die natürlich staatlich auserlesen werden. Man könnte dies als „Monetären Sozialismus“ bezeichnen. Ein planwirtschaftliches Geldsystem ohne Wettbewerb und mit staatlicher Preisfestsetzung.

Wohin führt so ein System? Setzt man die Zinsen z.B. zu tief fest, was meist passiert, da es politisch gewünscht ist, so kommt es zu massiven Verzerrungen in der Wirtschaft. Wenn die Zinsen für Spareinlagen zu tief sind, so werden Investoren in andere Anlageformen ausweichen. Sind nämlich Dividendenrenditen der Aktien, Mietrenditen von Immobilien oder Anleiherendite vergleichsweise höher, so wird Geld in diese Anlageformen fließen, und die Preise hochtreiben. So entstehen Vermögensblasen, wie geschehen in den Jahren 2000 (Aktien), 2008 (Immobilien, Rohstoffe, Aktien), 2015 (Anleihen, Aktien, Immobilien). Zudem begünstigt natürlich der niedrige Zins die Kreditaufnahme gegenüber dem Sparen. Somit kommt es zu kreditgetriebenen Spekulationsblasen, die nicht nachhaltig sind, und wieder zerplatzen. Kommt es zum Zerplatzen dieser Blasen, machen Banken hohe Verluste und werden vom Staat gerettet. Diese staatliche Rettung ist für sich genommen der nächste nicht marktkonforme, interventionistische Akt mit vielen unerwünschten Nebeneffekten.

Die Lösung wäre ein freier Markt für Geld und Zinsen. Es würde sich das sicherste Geld durchsetzen, wahrscheinlich eines mit Golddeckung, das nicht beliebig vermehrbar ist. Marktkonforme Zinsen würden ein Gleichgewicht zwischen Sparen auf der einen und Investitionen und Konsum auf der anderen Seite schaffen. Spekulationsblasen und kreditgetriebene Überinvestitionen würden verhindert.

 

Mythos 2: Der Unterschied zwischen Arm und Reich nimmt zu.

Durch die Politik des billigen Geldes oder des Gelddruckens der Zentralbanken werden nun eben Vermögenspreise nach oben gedrückt. Das macht die Reichen reicher, da sie die Eigentümer von Immobilien, Aktien und anderen Finanzanlagen sind. Zugleich verschlechtert sich aber die Wirtschaftslage. Durch die niedrigen Zinsen kommt es zu einer hohen Verschuldung in allen Bereichen. Konsumenten, Unternehmen und der Staat nutzen das billige Geld für Ausgaben, die zu einer Scheinblüte führen. Diese Ausgaben sind aber nur vorgezogen, denn Kredite müssen bekanntlich zurückgezahlt werden. Somit muss in der Zukunft eine Krise folgen. Mit Fortschreiten der Blasenbildung durchschauen mehr und mehr Unternehmen dieses Spiel, und halten sich in der Folge mit Investitionen zurück. Dies führt zu geringer Beschäftigung und zu geringen Löhnen. Gleichzeitig versucht aber der Staat mit niedrigen Zinsen den Konsum am Laufen zu halten und die Zentralbanken drucken Geld, um die Schuldenwirtschaft am Leben zu halten. Diese zusätzliche Geldmenge (Kredite) führt jedoch unweigerlich zu höheren Preisen. Diese können zuerst in Vermögensmärkten auftreten, da die Banken das neue Geld zuerst von der Zentralbank erhalten, und es an den Finanzmärkten anlegen. Das neue Geld wird in der weiteren Folge dann aber auch bis zu den Endkonsumenten vordringen, z.B. in Form von Autokrediten oder Studentenkrediten, wie zuletzt geschehen in den USA. Somit werden in der Folge auch viele Konsumgüterpreise steigen. Am Ende des Prozesses stehen also geringere Reallöhne und höhere Preise, verursacht durch sozialistische, interventionistische Wirtschaftspolitik.

 

Mythos 3: Großkonzerne und Lobbies betrügen den kleinen Bürger.

Nun wird es etwas schwieriger, dem Staat die Schuld zu geben. Sind es nicht Großkonzerne, die uns mit ihren Chemielebensmitteln vergiften und die uns Kriege bescheren um ihre Waffen an den Mann zu bringen? Ich würde es mir mit dieser Erklärung nicht so leicht machen. Großkonzerne, wie z.B. Banken versuchen die Politik zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Sie infiltrieren sogar die Politik, setzen ihre Leute in oberste Ämter oder bestechen Entscheidungsträger. Das ist nicht moralisch und oft auch illegal. Entscheidend ist jedoch, dass Politiker vom Volk gewählt werden, und das Volk zu vertreten haben, und nicht die Konzerne. Die Politik muss für eine starke Anti-Monopolbehörde sorgen, die Monopole und Kartelle verhindert. Die Politik muss für Gesetze sorgen, die Unternehmen hart bestraft, wenn diese Konsumenten oder Arbeitnehmer schädigen. Die Politik muss für den Schutz der Bevölkerung eintreten und nicht für den Absatz von Waffen oder den Zugang zu Ölquellen für Ölkonzerne.

Wie könnte man Anreize setzen, um die Politiker wieder zu Dienern des Volkes zu machen? Einige Vorschläge sind bekannt. So könnte man die Amtszeiten begrenzen, und Politiker aus der Privatwirtschaft holen und wieder in diese zurückschicken, wo sie dann mit ihren politischen Entscheidungen leben müssen. Man könnte Entscheidungen in größeren Gruppen in variierender Zusammensetzung treffen, um Korruption zu vermindern. Man sollte die Rechte der Opposition stärken, um Fehlverhalten aufzudecken. Man sollte eine klare Trennung von Wirtschaft und Politik vornehmen, um den Einfluss von Konzernen zu verringern. Finanzierung der Politik durch Unternehmen sollte jedenfalls vermieden werden. Eine Stärkung der direkten Demokratie wäre ebenfalls wünschenswert, um die Macht der Politik zu verringern und den Einfluss der Bevölkerung zu vergrößern.

Es gibt bestimmt noch viele Ideen, wie man zu mehr Privat und weniger Staat zurückfinden könnte. Eines steht für mich fest. Es wird zu einer schwierigen Wirtschaftslage kommen, verursacht durch Sozialismus und Staatsinterventionismus. Wirtschaftsliberale Kräfte müssen alles daran setzen, die Bevölkerung darüber aufzuklären, dass der Kapitalismus die Lösung für die Wirtschaftskrise ist und nicht deren Verursacher. Denn sonst besteht die große Gefahr, dass am Ende der Krise nicht ein Aufschwung, sondern noch mehr Sozialismus steht, und die Lage sich weiter dramatisch verschlechtern wird.

 

Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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