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21.06.2023
Fixe Wechselkurse

Dilok Klaisataporn/shutterstock, 2023
Fixe Wechselkurse zwischen Währungen: Wie funktionieren sie, welche Vor- und Nachteile gibt es und welche Auswirkungen hat ein solcher fixer Wechselkurs?
Tauschverhältnisse zwischen Währungen
Mit dem Bretton-Woods-System entwickelte man am Ende des Zweiten Weltkrieges eines der komplexesten Systeme fixer Wechselkurse der Geschichte. Die westeuropäischen Länder fixierten ihre heimischen Währungen an die amerikanische Leitwährung, den US-Dollar. Dieser war seinerseits an den Goldkurs gebunden. Die Einhaltung des fixen Wechselkurses lag in der Verantwortung der jeweiligen Zentralbanken. Der amerikanischen Zentralbank stand es frei, ihre Geldpolitik frei zu wählen, musste jedoch für genügend Goldreserven sorgen.
Bei einem fixen Wechselkurs sorgt die Zentralbank des jeweiligen Landes dafür, dass der Wechselkurs der eigenen Währung konstant zu jener Währung bleibt, an die man sich gebunden hat. Im Normalfall sind kleine Schwankungen allerdings erlaubt. Die Zentralbank muss jedoch bei signifikanten Kursschwankungen entsprechend intervenieren. Zum Beispiel, wenn sehr viele Bürger eines Landes (etwa während einer Krise) die einheimische Währung gegen ausländische Devisen tauschen, oder umgekehrt, wenn aufgrund von Rohstofffunden plötzlich viel Kapital in das Land fließt.
Nehmen wir einmal an, dass ein fixer Wechselkurs im Verhältnis 1:1 zwischen dem US-Dollar und dem Euro vereinbart wurde. Das bedeutet, ein Dollar tauscht sich gegen einen Euro.
Aufgrund eines Ereignisses, wie politischer Instabilität oder steigender Rohstoffpreise aus dem Ausland, fällt der Wechselkurs für US-Dollar, ausgedrückt in Euro, auf 1,2:1. Das heißt, dass man für einen Euro jetzt anstatt eines, nun 1,2 Dollar erhält. Der Dollar ist billiger geworden, denn für einen Dollar bezahlt man nur noch 0,83 Euro. Doch ist dies in einem fixen Wechselkursregime nicht erlaubt. Die Europäische Zentralbank muss also intervenieren, indem sie Euros druckt und diese auf dem Devisenmarkt verkauft. Das bedeutet, das Angebot an Euro wird ausgeweitet und der Euro somit insgesamt billiger. Damit pendelt sich der Preis Euro wieder auf einen US-Dollar ein.
Der Wechselkurs für US-Dollar, ausgedrückt in Euro, steigt, auf 0,8:1, beispielsweise weil durch hohe Energiepreise Industrien in Europa stillgelegt werden. Also bekommt man für seinen Euro jetzt nicht einen, sondern nur mehr 0,8 US-Dollar. Der Dollar ist also teurer geworden. Die Europäische Zentralbank verkauft auf dem Devisenmarkt US-Dollar aus ihrer Währungsreserve, damit erhöht sich die Menge und sorgt für ein größeres Angebot. Gemäß den Gesetzen von Angebot und Nachfrage sinkt bei einem größeren Angebot der Preis, womit sich der Wechselkurs wieder auf einen Dollar einpendelt. Sollte das Land allerdings nicht genug Währungsreserven aufgebaut haben, ist es gezwungen abzuwerten oder seine Bindung aufzugeben.
Kein System ist nur vorteilhaft
Bei einem fixen Wechselkurs fällt das Wechselkursrisiko weg, da keine großen Auf- oder Abwertungen zu erwarten sind. Wenn somit ein Unternehmen eine Maschine bestellt, die erst in einem Jahr geliefert wird, so kann es sicher sein, auch über Währungsgrenzen hinweg in einem Jahr noch den gleichen Preis zu bezahlen wie zuvor. Das Lieferunternehmen hat dagegen die Sicherheit auch ein Jahr später noch einen Betrag mit derselben Kaufkraft zu erhalten. Beide Parteien ersparen sich bei der Vertragsschließung Spekulationen darüber, wie sich der Wechselkurs entwickelt. Dies erleichtert die Schließung von langfristigen und kontinuierlichen Lieferverträgen beträchtlich. Aus diesem Grund fixierte Österreich auch seinen Schilling an die Deutsche Mark, um seinen heimischen Unternehmen zu ermöglichen, langfristig die großen deutschen Automobilkonzerne zu beliefern und grenzüberschreitende Lieferketten langfristig aufrecht zu erhalten.
Damit fallen Devisentermingeschäfte (Vereinbarungen eines fixen Kaufpreises zu einem fixen Termin) weg, zumindest für private Unternehmen, die durch den Wegfall des Wechselkursrisikos eine feste Kalkulationsgrundlage haben. Zentralbanken sind jedoch nach wie vor gezwungen, zu intervenieren und die Risiken von Auf- und Abwertungen abzuschätzen. Auch besitzen die Zentralbanken unter festen Wechselkursen keine Autonomie über ihre Geldpolitik mehr, da sie den Wechselkurs beachten müssen. Würde man diesen beispielsweise mit kurzfristigen Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung außer Kontrolle geraten lassen, würden innerhalb kürzester Zeit die Lieferketten zahlreicher Firmen zusammenbrechen und die Produktion gefährden – weshalb die Weltfinanzkrise 2008 sehr schnell zu einer Eurokrise ausuferte. Außerdem muss der inländische Zinssatz dem Zins des Landes entsprechen, an das man seine Währung gekoppelt hat. Wenn somit die Inflation im Inland höher ist als im Ausland, dann steigen die Preise zu Hause schneller und inländische Güter verteuern sich. Die Exporte gehen zurück.
Ein weiteres Problem ist daher oftmals die nicht ausgeglichene Zahlungsbilanz bei fixen Wechselkursen. Güter- und Zahlungsströme müssen sich ausgleichen. Wenn sie es nicht tun, entstehen Ungleichgewichte zwischen den Ländern. Nehmen wir an, Italien und Griechenland produzieren Oliven. Beide haben einen fixen Wechselkurs von 1.000 italienischen Lire zu 100 griechischen Drachme. Der Preis in Italien pro Kilogramm Oliven beträgt 100 Lire, in Griechenland 10 Drachme. Damit stehen die Preise im Verhältnis zum Wechselkurs. Nehmen wir jetzt weiter an, dass aufgrund einer neuen Technologie (zum Beispiel bessere Erntegeräte) Griechenland Oliven zum Preis von 8 Drachme pro Kilogramm produzieren kann. Diese Oliven kosten in Italien jetzt nicht mehr 100 Lire, sondern nur mehr 80 und sind somit verhältnismäßig wettbewerbsfähiger – Italien würde weniger Oliven nach Griechenland exportieren, die Griechen jedoch mehr nach Italien. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht in der Handelsbilanz zu Ungunsten Italiens. Dies drückt sich zugleich auch in der Zahlungsbilanz aus: Italien überweist den Griechen für ihre Oliven italienische Lire. Somit stehen auf den internationalen Finanzmärkten mehr Lire einer gleichbleibenden Anzahl Drachmen gegenüber. Die Drachme wird mehr wert – sie gerät also unter Aufwertungsdruck, da sich die Griechen tatsächlich real mehr Oliven je Drachme kaufen können. Dies ist aber unter fixierten Wechselkursen nicht erlaubt, die Kräfte von Angebot und Nachfrage wirken Druck in Richtung eines optimalen Wechselkurses aus.
Der Euro ist ein Beispiel für ein unabänderlich fixes Wechselkurssystem. Vor dem Euro gab es das flexiblere Europäische Währungssystem. Die Mitgliedsländer einigten sich damals auf fixe Wechselkurse mit breiten Schwankungsmöglichkeiten der noch bestehenden europäischen Währungen. Die Wechselkurse zwischen den Mitgliedsstaaten wurden schließlich am 31. Dezember 1998 fixiert. Am nächsten Tag, am 01. Jänner 1999 trat der Euro als Zahlungsmittel in Kraft. Doch nur zehn Jahre später kam die gemeinsame europäische Währung im Rahmen der Eurokrise selbst aufgrund der auseinandertreibenden Leistungsbilanzen unter Druck. Auch Argentinien führte 1991 einen fixen Wechselkurs zum Dollar ein. Während das Tauschverhältnis in Form des Wechselkurses zwischen den beiden Ländern gleich blieb, war die argentinische Inflation von Beginn an deutlich über der US-Amerikanischen. Als die Preise weit über jenen der USA lagen, musste Argentinien mit einem Knall seinen argentinischen Peso aufwerten. Die argentinische Wirtschaft verlor an Wettbewerbsfähigkeit, da sie teurer produzierte als die USA. Praktisch über Nacht verlor das Land acht Prozent seiner Industrieproduktion und musste in weiterer Folge den Staatsbankrott erklären.
Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.
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