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16.05.2023
Free Market Road Show Vienna 2023

Victoria Schmid
Bei der Free Market Road Show Wien 2023 analysierten Experten die Herausforderungen in der heimischen Versicherungbranche und der globalen Wirtschaft.
Die Free Market Road Show Vienna wurde zum dritten Mal gemeinsam mit der Wiener Städtischen im Ringturm veranstaltet. Die Veranstaltung hatte viel zu bieten: einen grandiosen Ausblick über Wien aus dem 20. Stock, vielfältige Möglichkeiten zum Networking und angeregte Diskussionen mit unseren hochkarätigen Referenten.

Staatliche vs. private Versicherung in Österreich
Das erste Panel war der Versicherungsbranche in Österreich gewidmet; Susanne Kondziolka-Bloch moderierte die Diskussion.

Manfred Bartalszky stellte fest, dass Österreichs öffentliches Pensionssystem in der heutigen Form nicht zukunftsfähig ist. Eines der Probleme ist die sich rasch verändernde Bevölkerungsstruktur: Die Menschen werden älter und leben viel länger in der Pension. Gleichzeitig gibt es immer weniger Erwerbstätige, die die Pensionen bezahlen. In den 1950er Jahren unterstützten sechs Beschäftigte einen Pensionisten, heute sind es drei Beschäftigte. Bartalszky präsentierte die Vorschläge der Wiener Städtischen, wie man die Bereitschaft der Menschen zum Abschluss einer privaten Versicherung erhöhen kann. Er warnte davor, dass sich die Menschen an Hilfszahlungen vom Staat gewöhnt hätten, wie sie während Corona und in letzter Zeit zur Linderung der inflationsbedingten Armut verteilt wurden. Wenn der Staat sowieso zahlt, warum sollten die Menschen sich dann Sorgen machen? Daher schlug er eine Steuerermäßigung für Versicherungsprodukte vor, da die Menschen diese am ehesten akzeptieren würden.

Thomas Url stimmte Bartalszkys Analyse zu und ergänzte, dass sein Institut die Entwicklung des öffentlichen Pensionssystems und des Gesundheitssystems genau beobachte. Er rechnete damit, dass die Zahl der Beschäftigten in den nächsten 40 Jahren aufgrund von mehr Teilzeitarbeit drastisch sinken wird. Man müsse unbedingt gegensteuern und die Vollzeitarbeit attraktiver machen. Das Pensionsalter wird schrittweise angehoben, aber damit die Menschen länger und gesund im Arbeitsprozess bleiben können, brauchen wir ein gutes Gesundheitssystem.
Das führte zum nächsten Problem, das in den Medien stark diskutiert wurde: der Mangel an Pflegepersonal im österreichischen Gesundheitssystem. Url betonte jedoch, dass der Personalmangel ein generelles Problem sei. Das Gesundheitssystem könne nicht auf Roboter warten, aber er hoffte, dass andere Branchen vielleicht bestimmte Tätigkeiten automatisieren und ihr Personal „schicken“ können. Das ist die eine Seite des Problems, aber es gibt noch eine andere: Das System leidet vielleicht nicht an einem Ärztemangel, sondern an einer Arbeitsüberlastung. Die Menschen haben das Recht, eine zweite Meinung einzuholen, und das führt zu doppelter Arbeit und doppelten Kosten. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, schlug er einen Selbstbehalt vor.

Der dritte Experte, Christian Eltner, erläuterte, dass die Versicherungsbranche in Österreich als Partner des Staates positioniert sei; eine vollständige Übernahme des staatlichen Versicherungssystems stehe nicht zur Debatte. Das öffentliche System sei im Prinzip stabil, es müsse nur besser finanziert werden. Für die Pensionen werden große Summen aufgewendet, die auch im Gesundheits- oder Bildungswesen benötigt würden. Das Pensionssystem, das wir jetzt haben, wird weiterbestehen. Die Frage ist nur, ob das Geld ausreicht, um einen gewissen Lebensstandard zu sichern. Und diesen kann man mit privaten Versicherungen sichern. Versicherungsgesellschaften sind stabile Partner. In der Vergangenheit mussten Banken gerettet werden, aber nie Versicherungen. In Österreich ist es nicht selbstverständlich, private Versicherungen zu haben, der Staat muss sie attraktiver machen.

Die größten Herausforderungen der Wirtschaft: Inflation, Arbeitskräftemangel, Brexit, Regulierung
Die zweite Podiumsdiskussion der FMRS Wien begrüßte drei hochkarätige Redner, Terry Anker, Lawson Bader und Richard Teather; die Moderation übernahm Barbara Kolm.

Terry Anker eröffnete die Diskussion mit der Beschreibung eines neuen Phänomens: Der Zugang zu Kapital sei kein Problem, wohl aber der Zugang zu Arbeit. Er betonte den Rückgang der Erwerbsbeteiligung junger Menschen, insbesondere der 20-Jährigen in den Vereinigten Staaten. Der kulturelle Wandel in Bezug auf Arbeit und Arbeitsethik hat Auswirkungen auf die Produktivität und allgemein auf die Suche nach guten Arbeitgebern. Die Pandemie hatte einen großen Einfluss darauf, fügte er hinzu. Ein Jahrzehnt niedriger Zinssätze überschwemmte die Märkte mit Kapital. Der Zugang zu Kapital ist daher kein Problem, wohl aber der zu Arbeitskräften. Ohne den Zugang zu den benötigten Arbeitskräften ist das Kapital nutzlos.



Während der anschließenden ausführlichen Diskussionsrunde war das Publikum sehr engagiert und keineswegs pessimistisch. Die Teilnehmer vertrauten auf die Fähigkeit der Menschen Lösungen zu finden; Vorschläge wurden gleich im Plenum gemacht.

Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.
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