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19.03.2021
Geld „aus dem Nichts“ schaffen

Das Coronavirus hat unser aller Leben in den letzten Monaten dominiert. Radikale Wege wurden von der Politik in Form von Lockdowns eingeschlagen, um die Pandemie einzudämmen. Doch sollten wir erkennen, dass auch wenn das Coronavirus eine Herausforderung für uns darstellen mag, man immer einen ganzheitlichen Blick auf das Weltgeschehen bewahren muss. So wie es in dieser Krise epidemiologische Faktoren gibt, die zu beachten sind, so gibt es auch wirtschaftliche, soziale, kulturelle, politische und andere gesundheitlichen Faktoren. Gerade auf diese anderen Faktoren, die so oft in der panischen Berichterstattung, in dem ständigen, manischen Verfolgen der aktuellen Infektionszahlen, vergessen werden, wollen wir in den kommenden Wochen in unserer Serie „Die Kosten der Coronavirus-Lockdowns“ einen Blick werfen.
Die Geldpolitik ist neben der Fiskalpolitik das zweite primäre Instrument der Regierungen, um die Konjunktur zu beeinflussen. Im Krisenfall wird eine Volkswirtschaft entweder über den Staatshaushalt – der von den Steuerzahlern aufgebracht wird – oder stillschweigend durch eine Geldmengenausweitung stimuliert. Indem die Zentralbanken entweder die Zinsen senken, staatlich besicherte Wertpapiere ausgeben oder sogar Unternehmensanleihen aufkaufen, erhöhen sie die Geldmenge in der Wirtschaft. Seit Beginn der Krise hat die US-Notenbank all diese Maßnahmen durchgeführt.
Eine der beliebtesten Messgrößen für die Geldmenge, die von Ökonomen verwendet wird, ist M1. Sie besteht aus den höchst liquiden Vermögenswerten. Mit anderen Worten, die am leichtesten austauschbaren Vermögenswerte werden als Zahlungsmittel für Waren und Dienstleistungen verwendet. Wie die Daten von Trading Economics zeigen, hat die Fed im Jahr 2020 39 % aller „Dollars“ in der Wirtschaft geschaffen. Um es auf den Punkt zu bringen, hat die Fed im Jahr 2020 mehr Geld geschaffen als in den fast hundert Jahren ihres Bestehens.
Die Effektivität der Geldpolitik hat ihre Grenzen. So gut es auf den ersten Blick erscheinen mag, Geld „aus dem Nichts“ zu schaffen, bringt keinen Wohlstand. Zwar hat die Inflation noch nicht begonnen. Aber wenn wir nur die Vermögenspreise betrachten, können wir sehen, dass die niedrige Inflationsrate durch die Inflation der Vermögenspreise überdeckt wird. Trotz des starken Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts und einer Arbeitslosenquote, die mehr als doppelt so hoch ist wie vor Beginn der Krise, liegt der S&P 500 mehr als 10 % höher als am Tag des Ausbruchs der Pandemie. Das zeigt auch, wer von der wirtschaftlichen Reaktion auf die COVID-19-Krise profitiert: diejenigen mit Vermögen, also diejenigen, die ohnehin schon wohlhabend sind. Verlierer sind die Mittel- und Unterschichten, die entweder ihre Betriebe schließen müssen oder in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit stecken. So verstärken die Gleichheitskämpfer der politischen Elite im Kampf gegen das Coronavirus die wirtschaftliche Ungleichheit weiter.
Weitere Einträge in der Kosten der Coronavirus-Lockdowns-Serie:
- Die Kosten der Coronavirus-Lockdowns: Einführungsartikel von Kai Weiß
- Das Ende des Mittelstandes?: 55% der europäischen Klein- und Mittelunternehmen fürchten den Bankrott bis September 2021 (McKinsley)
- Die kommende Hungerpandemie: 135 Millionen mehr Menschen stehen vor dem Hungertod (UN-Welternährungsprogramm)
- Die Wirtschaft bricht zusammen, die Zahl der Todesfälle steigt: 500.000 zusätzliche HIV Todesfälle, 385.000 zusätzliche Malaria Todesfälle, 1.400.000 zusätzliche Tuberkulose Todesfälle
- Kinder leiden nicht durch COvid-19… sondern durch Lockdowns: Anstieg der psychisch bedingten Besuche von Kindern in Notaufnahmen in den USA zwischen April und Oktober 2020 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019 (CDC)
- Rekord-Haushaltsdefizit in den U.S.A.: Die US-Regierung hat im Jahr 2020 3,1 Billionen Dollar mehr ausgegeben als eingenommen. Wer all dieses Geld jemals zurückzahlen soll, ist noch nicht geklärt. (U.S. Department of the Treasury)
- Opiod-Krise verschärft sich: 17% Anstieg der Zahl der Todesfälle durch Drogenüberdosierung in den letzten 12 Monaten in den Vereinigten Staaten (CDC)
- Der Staat wächst weiter an: In Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien sind die Staatsausgaben im Jahr 2020 drastisch gestiegen. (Europäische Kommission, Statista, und Handelsblatt)
- Totgeburten nehmen zu: mehr als 200.000 zusätzliche Totgeburten könnten in den 12 Monaten nach Oktober 2020 in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auftreten (UNICEF)
- Extreme Armut nimmt wieder zu: 2020 werden voraussichtlich zwischen 119 und 124 Millionen Menschen mehr in die extreme Armut abrutschen. (Weltbank)
- Geringverdiener zahlen den höheren Preis für Lockdowns: Lockdowns und Restriktionen haben sich als etwas erwiesen, das die ohnehin schon Armen unverhältnismäßig stark trifft, während die Wohlhabenderen weniger betroffen sind. (Pew Research Center)
- Anstieg an Selbstmorden: Aufgrund von Lockdowns und Isolation stieg die Selbstmordrate, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, in Japan an. (Nature Human Behavior)
- Frauen werden durch Lockdowns stärker belastet als Männer: zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2020 mussten Frauen im Durchschnitt einen Lohnrückgang von 6,9 % hinnehmen, während ihre männlichen Kollegen einen Rückgang von 4,7 % hinnehmen mussten. (International Labor Organization)
- Keine Arbeitsplätze in Europa durch Lockdowns: Der starke Rückgang der Erwerbsbeteiligung und die 32 Millionen Menschen, die in Kurzarbeit sind, verschleiern die reale Zahl der Arbeitslosen in der Europäischen Union, die sich im Durchschnitt im zweistelligen Bereich bewegen dürfte. (EZB & Eurostat)
- Geld drucken in Zeiten von Corona: Die Wirksamkeit der Geldpolitik hat ihre Grenzen. Da die Fed im Jahr 2020 39% aller „Dollars“ in der Wirtschaft geschaffen hat, könnten diese Grenzen erreicht sein. (Trading Economics)
Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.
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