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04.11.2014
In Memoriam Heinrich Treichl

Das Friedrich August von Hayek Institut ist betrübt mitteilen zu müssen, dass Heinrich Treichl am vergangenen Sonntag im 102ten Lebensjahr verstorben ist.
Treichl war bis 2009 Präsident des Friedrich A. v. Hayek Institutes. Stets war er um die Verbreitung von liberalen und marktwirtschaftlichen Ideen bemüht. Als „Liberaler im klassisch angelsächsischen Sinn“ beschrieb Dr. Treichl sich selbst, er setzte sich unermüdlich für die Ideen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und gegen die hierzulande übliche Überregulierung und Verstaatlichung ein. Besonders beklagte er das Fehlen einer genuin liberalen Partei und die vorherrschende Staats- und Sicherheitsgläubigkeit. Angesichts der in Österreich in Kraft stehenden Finanzmarktregulierung bemerkte er einmal trocken: „Man darf sich dann auch nicht wundern, dass es in diesem Land keinen funktionierenden Aktienmarkt gibt.“ Die Ideen des Liberalismus und Sympathie für die Österreichische Schule wurden Heinrich Treichl quasi in die Wiege gelegt. Joseph Schumpeter, Ludwig von Mises und führende Industrielle der Zeit waren regelmäßige Gäste in seinem Elternhaus.
In seiner beruflichen Laufbahn bekleidete Treichl Spitzenpositionen im Österreichischen Bankwesen und leistete wichtige Beiträge dazu, dieses zu reformieren und international wettbewerbsfähig zu machen. Als Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein brachte Treichl die Gesellschaft durch wirtschaftlich turbulente Zeiten, welche vom Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems, den Erdölkrisen und den daraus resultierenden Wirtschaftskrisen geprägt waren. Ein besonderes Anliegen war ihm hierbei auch der Umbau der CA zu einer Universalbank, die sich unter seiner Führung zusehends dem Privatkundengeschäft widmete, was sich auch in einer massiven Ausweitung des Geschäftsfeldes und einer Auslandsexpansion niederschlug. Treichl gelang es, die CA unter die damals 100 größten Banken der Welt zu bringen, welche auch in internationalen Kreisen hoch angesehen war. Diese staatsübergreifende Vernetzung stellte vor allem nach dem Fall des eisernen Vorhangs bei der raschen und erfolgreichen Expansion nach Osteuropa einen großen Vorteil dar.
In seiner langjährigen Funktion als Präsident des Friedrich August von Hayek Instituts unterstützte er aktiv die Verbreitung der Lehren der Österreichischen Schule und bemühte sich, Liberalismus zu größerer Bedeutung in Österreich zu verhelfen. Gerne erinnern wir uns auch an seine rhetorisch brillanten Beiträge auf zahlreichen Veranstaltungen des Hayek Instituts. Als einflussreicher und eloquenter Freiheitsliebhaber überzeugte er zahlreiche Menschen, sich mit liberalen Positionen zu beschäftigen und hat unzählige Menschen überzeugt.
Als gewissenhafter Liberaler erachtete Heinrich Treichl es als selbstverständlich, soziale Verantwortung wahrzunehmen, unter anderem in seiner Funktion als Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes (1974 – 1999).
Heinrich Treichl war in professionellen Kreisen hoch geschätzt und angesehen. Er verstarb friedlich im Kreis jener Menschen, die ihm am meisten am Herzen lagen. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen, Verwandten und Freunden.
Das Friedrich August von Hayek Institut wird das Andenken an Heinrich Treichl ehren und für das langjährige Engagement und die Unterstützung im Kampf für die Freiheit immer dankbar sein.
Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.
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