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Keine Arbeitsplätze in Europa durch Lockdowns

Lockdown DE5

Das Coronavirus hat unser aller Leben in den letzten Monaten dominiert. Radikale Wege wurden von der Politik in Form von Lockdowns eingeschlagen, um die Pandemie einzudämmen. Doch sollten wir erkennen, dass auch wenn das Coronavirus eine Herausforderung für uns darstellen mag, man immer einen ganzheitlichen Blick auf das Weltgeschehen bewahren muss. So wie es in dieser Krise epidemiologische Faktoren gibt, die zu beachten sind, so gibt es auch wirtschaftliche, soziale, kulturelle, politische und andere gesundheitlichen Faktoren. Gerade auf diese anderen Faktoren, die so oft in der panischen Berichterstattung, in dem ständigen, manischen Verfolgen der aktuellen Infektionszahlen, vergessen werden, wollen wir in den kommenden Wochen in unserer Serie „Die Kosten der Coronavirus-Lockdowns“ einen Blick werfen.

Wie wir in früheren Beiträgen unserer Serie „Die Kosten von Lockdowns“ gesehen haben, neigen Lockdowns dazu, besonders diejenigen zu treffen, die sich bereits in einer prekären Situation befinden, wie z. B. kleine Unternehmen, Kinder, Drogenabhängige und Arme. Eine andere Gruppe von Menschen, welche die unglückliche Folgen der vorherrschenden Corona-Politik zu spüren bekommen hat, sind Frauen, die von den drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wirtschaftlich viel stärker betroffen waren als Männer.

Ronald Coase, der Wirtschaftsnobelpreisträger von 1991, schrieb bekanntlich: „Wenn man die Daten lange genug foltert, werden sie alles gestehen.“ Inmitten der Coronavirus-Pandemie haben die Regierungen in Europa, die die Arbeitslosenquoten berechnen, Coase Recht gegeben. In der Tat wurden während der Coronavirus-Krise die wahren Arbeitslosenzahlen mutwillig ermittelt, da so genannte Kurzarbeitsprogramme die wirklichen Auswirkungen der Lockdowns auf unsere Volkswirtschaften verschleiert haben.

Kurzarbeitsprogramme gehen auf das Jahr 1910 in Deutschland zurück, mit der Idee, denjenigen zu helfen, die in Krisenzeiten kurz vor der Entlassung stehen. Anstatt entlassen zu werden, werden die Arbeitnehmer weiter beschäftigt, erhalten aber eine reduzierte Vergütung. Der größte Teil dieser Abfindung wird vom Staat und nicht vom Arbeitgeber getragen. Auf diese Weise erhält z.B. ein Arbeitnehmer, der die Hälfte der Stunden arbeitet, weit mehr als die Hälfte des Gehaltsschecks und ist immer noch (halb)beschäftigt.

Die Bilanz des Programms während der Großen Rezession 2008-2009 in Deutschland veranlasste die OECD, es als „ein mögliches Vorbild“ zu bezeichnen. Der IWF lobte es als „den Goldstandard solcher Politiken“. Das Programm bewahrt die Menschen nicht nur davor, in schwierigen Zeiten ihren Job zu verlieren, sondern hilft den Arbeitnehmern auch, den Verfall ihrer Fähigkeiten zu vermeiden. In der Tat haben wir argumentiert, dass Kurzarbeitsprogramme eine bessere kurzfristige Option sind, um auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-Lockdowns zu reagieren, als einfach endlos mit Geld um sich zu werfen.

Allerdings hat sich der Kurzzeitcharakter der meisten Kurzarbeitsprogramme in ein massives Programm verwandelt, das schon viel länger andauert. Das Geld fällt nicht mehr vom Himmel und die Budgetgrenzen sind größer geworden. Abhängig von der Großzügigkeit und Langlebigkeit des Programms stellt es außerdem eine Hürde für die zukünftige Beschäftigung während der Erholungsphase dar. Es schafft auch ein gewisses Maß an Mitnahmeeffekten, indem es Arbeitsplätze subventioniert, die sonst nicht verloren gegangen wären, oder indem es scheiternde Firmen auffängt. Auch wenn solche Firmen letztendlich scheitern werden, verlieren viele Arbeitnehmer wertvolle Zeit, um ihre Fähigkeiten zu verbessern.

Vor allem aber wird dadurch das Bild getrübt, wie viele Menschen tatsächlich mehr oder weniger zu Hause sind, weil es an Arbeit mangelt. Im April 2020 meldete Eurostat eine Arbeitslosenquote von 3,5% in Deutschland, 14,8% in Spanien, 6,3% in Italien und 8,7% in Frankreich. Im gleichen Zeitraum befanden sich jedoch 15% der Arbeitskräfte in Deutschland, 21% in Spanien, 30% in Italien und 34% in Frankreich in Kurzarbeit.

Wie die EZB berichtete, wird auf Ebene der Europäischen Union geschätzt, dass im April 2020 32 Millionen Menschen von Kurzarbeitsregelungen betroffen waren, fast dreimal so viele wie Arbeitslose, obwohl die Arbeitslosenquote nur 6,6% betrug.

Der starke Rückgang der Arbeitsmarktbeteiligung und die exorbitante Anzahl von Menschen, die sich in Kurzzeitarbeitsprogrammen befinden, verschleiern die tatsächliche Zahl der Arbeitslosen in der Europäischen Union, die wahrscheinlich im Durchschnitt eine zweistellige Zahl beträgt. Zum Vergleich: In den USA – einem Land ohne Kurzarbeit – schnellte die Arbeitslosenquote im April 2020 auf 14,7 % in die Höhe, um dann im Oktober auf 6,9 % zu fallen, immer noch fast doppelt so hoch wie vor der Pandemie. So bleibt in diesen unsicheren Zeiten nur eines sicher: Die europäischen Arbeitslosenzahlen sind mit großer Vorsicht zu genießen.

 

Weitere Einträge in der Kosten der Coronavirus-Lockdowns-Serie:

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Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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