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Konservatives Trio: F. A. Hayek, Leo Strauss, Michael Oakeshott

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Das 20. Jahrhundert hat eine erstaunliche Anzahl von großen Denkern hervorgebracht. Es ist eine Flut von Literatur entstanden, die die intellektuellen Beiträge verschiedener Denker in ihrem historischen Kontext oder in Bezug auf das Werk des Denkers interpretiert. Eine der jüngsten Veröffentlichungen, zu der die liberale Zeitschrift Cosmos + Taxis ein Symposium veranstaltete, war David McIlwains Michael Oakeshott and Leo Strauss: The Politics of Renaissance and Enlightenment. Das Werk bietet eine eingehende Lektüre zweier Denker, die oft mit „konservativer“ Politik in Verbindung gebracht werden, obwohl ihre Philosophien weitaus reichhaltiger sind als das, was mit parteipolitischen Kategorien erfasst werden kann.

Auch F. A. Hayek wird – ungeachtet seiner berühmten Ablehnung der Bezeichnung „konservativ“ – einer eher konservativen Politik zugeordnet. Der marxistische Historiker Perry Anderson vertrat sogar die Ansicht, Hayek, Oakeshott, Strauss und Carl Schmitt seien die Katechon.

In seinem Beitrag zum Cosmos + Taxis-Symposium, „Middle Voices: F. A. Hayek“ entscheidet sich Scott B. Nelson dafür, Hayeks Stimme hervorzuheben, indem er McIlwains Oakeshott-Strauss-Duett in ein Trio verwandelt. In seinem spielerisch geschriebenen Beitrag untersucht er zunächst die Kritik der drei Denker an der Demokratie, wobei er betont, dass ihre Kritik nicht als Argument für nicht-demokratische Regime zu verstehen ist. Man kann und sollte die Demokratie befürworten und dennoch ehrlich genug sein, sie zu kritisieren. Nelson argumentiert, dass Hayek von allen dreien am weitesten ging, indem er einen Entwurf für die strukturellen Reformen lieferte, die zur Verteidigung der politischen Philosophie und zur Stärkung des liberal-demokratischen Systems ergriffen werden könnten.

Alle drei kritisierten die übermäßige Anwendung des aufklärerischen Rationalismus auf die Politik, obwohl Hayek im Gegensatz zu den beiden anderen nicht bereit war, die modernistische Hybris in der Aufklärung selbst zu verorten. Stattdessen sehen wir in Hayek einen mächtigen Denker, der zwischen Fortschritt und Tradition, Antike und Moderne steht. Hayek steigt von den empyreischen Höhen der Philosophien von Oakeshott und Strauss herab und befasst sich mit eher „profanen wirtschaftlichen Belangen“. Für den Philosophen mögen sie banal sein, aber für den einfachen Mann sind sie von großer Bedeutung. Damit spielte Hayek auch die wohl folgenreichste Rolle der drei in der Politik des 20. Jahrhunderts.

Das Trio, jeder auf seine Weise, verteidigt die Zivilisation in einer Zeit, in der sie am meisten gebraucht wird. Und gerade in Hayek sehen wir die ganze Pracht – und Zweideutigkeit – der liberalen Tradition.

Link zum vollständigen Artikel (auf Englisch)

Link zum Cosmos + Taxis Symposium zu David McIlwains Michael Oakeshott und Leo Strauss: Die Politik der Renaissance und der Aufklärung

Scott B. Nelson ist Research and Strategy Advisor am Austrian Economics Center und Hayek Institut. Er hält Vorträge über Politik und Philosophie und veröffentlicht Bücher, wissenschaftliche Artikel und Kommentare. Sein letztes Buch ist Tragedy and History: The German Influence on Raymond Aron’s Political Thought. Sein nächstes Buch ist über Cicero und die Klugheit in der Politik.

Author

Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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