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Meet Hayek Konferenz

Meet Hayek

Victoria Schmid

Hayek lebt und hat uns viel zu sagen. Am 7. November waren ausgesuchte Gäste aus den USA und Europa zu einer ganztägigen Konferenz ins Hayek-Institut geladen, um die wichtigsten Passagen aus Bruce Caldwells (Duke University) und Hansjörg Klausingers (WU Wien) kürzlich bei The University of Chicago Press erschienener Biographie über F. A. Hayek, „Hayek: Ein Leben, 1899-1950“ zu diskutieren. Das über 800 Seiten starke Werk ist nur der erste Band, der ein unglaublich vielseitiges Leben beschreibt und dessen Analyse in der ganztägigen Diskussion noch weiter vertieft wurde.

Professor Klausinger eröffnete die Konferenz mit einer Zusammenfassung jener Buchpassagen, die Hayeks persönliches Leben betrafen. Der reserviert wirkende Ökonom stammte aus dem niederen Adel (kaum der Aristokrat, als den ihn seine Kritiker gerne darstellen). Er wuchs in einer Familie von Akademikern und Wissenschaftlern auf und hatte großen Respekt vor der Verantwortung des Gelehrten. Und doch konnte er sich von dem Einfluss seiner Familie lösen, wenn dieser mit seinen tiefsten Überzeugungen in Konflikt geriet: Hayek hat sich nie dem stillschweigenden Antisemitismus seiner Familie angeschlossen; er bewegte sich frei in rein christlichen, rein jüdischen und gemischten Kreisen. Der erste Band der Biographie endet mit dem Jahr 1950, dem Wendejahr, in dem Hayek von der London School of Economics an die University of Chicago wechselte und sich von seiner ersten Frau scheiden ließ und eine zweite Ehe einging.

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Es folgte die von der Präsidentin des Hayek-Instituts und Vizepräsidentin der Österreichischen Nationalbank, Barbara Kolm, geleitete Konferenz mit intensiven Gesprächen. Das Format lehnte sich an die berühmten Konferenzen des Liberty Fund an, bei denen sich die Teilnehmer mit drei Schlüsselkomponenten des jeweiligen Konferenzthemas – hier des Hayek’schen Denkens – auseinandersetzten und diese mit heutigen Debatten verknüpften: Hayek, Keynes und die Geldpolitik; Sozialismus und Wissen; und Hayeks bahnbrechendes Werk „Der Weg zur Knechtschaft“.

Einige von Hayeks bemerkenswerten späteren Ideen, wie der Vorrang der Theorie vor der Statistik und die grundlegende Rolle des methodologischen Individualismus, waren bereits in seinen frühen ökonomischen Werken enthalten. Ein Teil der Diskussion wurde der kürzlich gestürzten Regierung der ehemaligen britischen Premierministerin Liz Truss gewidmet, deren vielfältige Unterschiede zur Eisernen Lady Margaret Thatcher deutlich wurden. Hätte Frau Truss es wie Frau Thatcher gemacht und Hayeks Werke gelesen, wäre sie vielleicht noch an der Macht. Die EZB und ihre Geldpolitik waren ebenfalls ein heißes Diskussionsthema, zumal eine umsichtige Bankpolitik zunehmend politischen Launen zu weichen scheint. Hayeks frühe Werke betonen die Vermeidung von Defizitausgaben als Therapie für wirtschaftliche Abschwünge, da eine solche Politik den Markt verzerrt und den Grundstein für die nächste, größere Wirtschaftskrise legt.

In der Runde Sozialismus und Wissen wurde zu Hayeks Kritik an einer zentralen Planwirtschaft diskutiert, Kritik, die heute noch genauso fruchtbar ist wie damals, als er sie in den 1930er Jahren erstmals darlegte. Grundsätzlich wird im Sozialismus Wissen über individuelle Präferenzen als gegeben behauptet und dass eine rationalere und gerechtere Wirtschaft von oben nach unten entworfen werden kann. Ein Teilnehmer wies darauf hin, dass einer der aufschlussreichsten Beweise für die Widerlegung des sozialistischen Wissensanspruchs Mao Zedongs „großer Sprung nach vorn“ ist, bei dem etwa 40-45 Millionen Menschen verhungerten. Natürlich schlägt niemand auch nur annähernd eine Wiederholung des tragischen Experiments von Mao vor, aber die Staatsausgaben als Prozentsatz des BIP zeigen, dass sich viele Länder in Richtung einer zentralen Planung bewegen, und die negativen Auswirkungen davon sind vor allem für Unternehmen und Unternehmer in Europa spürbar.

Die Konferenz endete mit einer hitzigen und fruchtbaren Diskussion über das Werk, das Hayek zu Weltruhm verholfen hat: „Der Weg zur Knechtschaft“. Für Hayek stellten die UdSSR und der Faschismus/Nazismus zwei Seiten ein und derselben Medaille dar: Sozialismus und Ablehnung von Demokratie. Das Buch sollte jedoch nicht als Zukunftsvorhersage missverstanden werden, sondern ist eher als Warnung zu betrachten, sich nicht zu sehr auf staatliche Lösungen zu verlassen. Ein weiteres Problem besteht, wie viele Teilnehmer betonten, darin, die Botschaft an Menschen heranzutragen, die uninteressiert sind oder sich zunehmend mit ihren jeweiligen Echokammern zufrieden geben. Think Tanks und Pädagogen müssen auf mehreren Ebenen tätig werden: auf der tiefgründigen philosophischen Ebene, in verschiedenen Medien und durch die Förderung von Netzwerken zwischen Politikern, Unternehmern und Akademikern. Die Aufgabe ist schwierig, aber nicht hoffnungslos. Offene, rationale Debatten, wie sie am 7. November im Hayek-Institut stattfand, sind genau das, was der Freiheit und dem Wohlergehen des Einzelnen zuträglich ist.

Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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