|
07.08.2018
Die neuen Sozialisten in Amerika

von Svetozar Pejovich
Es kann argumentiert werden, dass der durchschnittliche US-Amerikaner weder die theoretischen Grundlagen noch die tatsächliche Geschichte des Sozialismus kennt oder versteht. Sinn dieses Artikels ist es zwei Themen zu beleuchten, welche dabei helfen sollten, den durchschnittlichen Wähler über einige wichtige Unterschiede zwischen Kapitalismus und Sozialismus beziehungsweise zwischen den verschiedenen Formen des Sozialismus, die in den USA derzeit vertreten werden, zu informieren.
Die Effizienz des Kapitalismus gegen die Gleichheit des Sozialismus
Die Hauptmerkmale des Kapitalismus sind die Rechtsstaatlichkeit, ernsthafte Eigentumsrechte sowie die Freiheit der freiwilligen Interaktion untereinander zur Verfolgung der eigenen Ziele. Diese Faktoren des Kapitalismus schaffen Anreize, welche die Belohnung an die Leistung binden. Diese Verbindung produziert Reichtum deutlich schneller, als jedes andere Wirtschaftssystem. Zahlreiche ökonomische Indizes und noch viel bedeutender, die Wanderung von Menschen, sind der beste Beweis für die Effizienz des Kapitalismus im Vergleich zu anderen Systemen.
Menschen unterschieden sich in ihren Talenten, Vorlieben, Arbeitsmoral, Risikobereitschaft und ihrer Fähigkeit, Gelegenheiten zu nutzen. Im Wettbewerb des Marktes, führen diese Variablen zu unterschiedlichen Leistungen. Dies führt, durch den Zusammenhang zwischen Leistung und Belohnung innerhalb des Kapitalismus, zu einer Ungleichheit im erzeugten Einkommen. Einkommensunterschiede wiederum schüren die Frage nach der Moralität des Kapitalismus. Das Themas der Moralität des Kapitalismus schafft innerhalb der politischen Märkte den Raum für sozialistische Programme.
Sozialistische Programme erfordern eine großflächige Ausweitung der Rolle, welche die Regierung innerhalb der Wirtschaft spielt. Und sie bedingen eine Trennung zwischen Leistung und Belohnung. Umfangreiche Nachweise zeigen, dass eine Trennung von Leistung und Belohnung einen Rückgang im Unternehmertum mit sich zieht, und wirtschaftliches Wachstum behindert. Das große Problem vor welchem der durchschnittliche amerikanische Wähler nun steht ist in wie weit wahrgenommene Gerechtigkeit durch die Reduzierung der Einkommensunterscheide mittels Sozialismus eine Entschleunigung der Wirtschaft rechtfertigt.
Der neue amerikanische Sozialismus
Sozialismus existiert in verschiedensten Formen, mit einem gemeinsamen Kernpunkt, welcher sie vom Kapitalismus unterscheidet. Während der Kapitalismus Rechtsstaatlichkeit über Regierungsprogramme stellt und das Individuum über das Kollektiv, hebt der Sozialismus Regierungsprogramme über die Rechtsstaatlichkeit und das Wohl des Kollektivs (je nach Definition der regierenden Elite) über das Recht des Individuums, seine persönlichen Ziele zu verfolgen. Einige Formen des Sozialismus sind innerhalb verschiedener sozialistischer Gruppen stärker vertreten als andere. Einige von jenen will ich nun genauer beleuchten.
Marxismus. Marxismus ist die bekannteste und am weitesten verbreitete Form des Sozialismus. Er zerstörte Osteuropa und verarmt Nordkorea und Kuba. Vergleicht man Ost- mit West-Berlin, und Maos China mit dem China nach Mao, werden die Konsequenzen von Marxismus klar. In den Vereinigten Staaten geben die Schriften der Professoren Paul Sweeze (Harvard) und John Gurley (Stanford) Marxismus akademische Legitimität. Angela Davis und Herbert Marcuse brachten den Marxismus aus dem akademischen Bereich in den Aktivismus. Personen wie Carl Oglesby und Jane Fonda und Gruppierungen wie SDS und „Weathermen“ ersetzten sozialen Aktivismus mit Straßenprotesten, der Zerstörung von privaten Eigentum und dem Ruf nach einer Revolution.
Fabianischer Sozialismus. Der Fabianische Sozialismus wurde in England gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts von Sidney und Beatrice Webb gegründet. Sie vertraten einen schrittweisen Austausch von Privateigentum und Marktwettbewerb durch öffentlichen Besitz und zentralisierte Wirtschaftsplanung. Unter den wichtigsten Vertretern des Fabianischen Sozialismus fanden sich vor allem Nehru in Indien, und einige Regenten früherer britischer Kolonien in Afrika. Schlussendlich kehrte Indien dem Fabianismus den Rücken und begann langsam eine gesunde kapitalistische Wirtschaft zu entwickeln. Die afrikanischen Länder erzielten keinerlei positiven wirtschaftlichen Ergebnisse. Langsam begann der Begriff des Fabianischen Sozialismus in Ungnade zu fallen, seine Doktrin des graduellen oder evolutionären Sozialismus jedoch nicht. Spätere US-amerikanische Sozialisten versuchten eine schrittweise Veränderung der Wirtschaft durch kostenlose Bildung, ein verstaatlichtes Gesundheitssystem und massive Umweltschutzregulierungen, jedoch ohne sich dabei auf den Fabianismus zu beziehen. Vielmehr verschwiegen sie die Opportunitätskosten und den Ressourcenaufwand, welche ihre Politik mit sich bringt.
Der Neuzugang bei Sozialisten wie Bernie Sanders und Elizabeth Warren, Alexandria Ocasio-Cortez, fügten eine noch extremere Geschmacksrichtung zum Markt der sozialistischen Versprechen hinzu. Sie verlangt nichts weniger als durch die Regierung garantierte Arbeitsplätze, was an den zwölften Artikel der Sowjetischen Verfassung von 1936 erinnert: „In der UdSSR ist die Arbeit eine Pflicht und eine Frage der Ehre für alle arbeitsfähigen Bürger, in Übereinstimmung mit diesem Prinzip: Wer nicht arbeitet, soll nichts essen.“
Demokratischer Sozialismus. Demokratischer Sozialismus versucht sich an der systematischen Transformation des kapitalistischen in ein sozialistisches System, und insbesondere dem Übergang von Kapitalvermögen in Gemeinschaftsgut. Unter den ersten Unterstützern des demokratischen Sozialismus gehörten Rosa Luxemburg in Europa und Eugene Debs in Amerika. In der neueren Zeit verschafften vor allem Robert Reich (UC in Berkeley), Cornel West (Yale) und der verstorbene Jaroslav Vanek dem demokratischen Sozialismus akademische Legimitation. Die Kernkonzepte welche den demokratischen Sozialismus von anderen Formen des Sozialismus abtrennen sind die industrielle Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Selbstverwaltung der Arbeiter und Marktplanwirtschaft. Es ist absehbar, dass der demokratische Sozialismus, sowohl die Forschungsrichtung als auch die akademischen Standards von Intellektuellen wie West und Reich, höchstwahrscheinlich mehr Einfluss auf den Durschnittswähler hat als andere Formen des Sozialismus.
Jedoch sollte demokratischer Sozialismus nicht mit Sozialdemokratie verwechselt werden, welche vielmehr eine Reform des Kapitalismus als die Abschaffung dessen vertritt. Demokratischer Sozialismus ist kein Synonym für den Wohlfahrtsstaat der skandinavischen Länder. Nachdem diese herausfanden, dass ihre „von Wiege zur Bahre“-Betreuung nicht nachhaltig ist, begannen diese Länder mitte-rechts Regierungen zu wählen und Sozialstaatsprogramme zu kürzen.
Es besteht kein Zweifel daran, dass der Sozialismus bedeutend in die amerikanische Politik vorgedrungen ist. Jede oben genannte Form des Sozialismus wirbt um den durchschnittlichen Wähler indem sie Alternativen zu Privateigentum und freier Marktwirtschaft vertritt.
Svetozar Pejovich ist ein emerierter Professor der Volkswirtschaftslehre an der Texas A&M University.
Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.
Gefällt Ihnen der Artikel?
Das freut uns! Bitte unterstützen Sie uns, wenn Sie mehr solcher Artikel lesen möchten:
Blog