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Das skandinavische Modell – ein Vorbild für Europa?

170713 Scandinavia

Die skandinavischen Staaten dienen oft als Beispiele sowohl in den öffentlichen Debatten als auch für die österreichischen Journalisten, wobei die nordischen Länder häufig als Vorbild bezeichnet werden. Die Berichte der österreichischen Journalisten darüber und die Vergleiche mit diesen Staaten, sind meist Versuche, die von ihnen angeschnittenen Fragen argumentativ zu behandeln. Es muss nicht eine identische Linie mit den skandinavischen Staaten gezogen werden, aber sie dienen als Vergleichsmodell für einen gewünschten Zustand.

Da Österreich und die skandinavischen Staaten laut OECD-Angaben eine ähnliche Wirtschaftsentwicklung und vergleichbare Indikatoren besitzen, liegt es aus österreichischer Sicht nahe in Richtung Norden zu blicken. Die nordischen Länder unterscheiden sich unter Berücksichtigung der besonderen Merkmale aber auch vom übrigen Europa. Die Hauptpunkte, die das skandinavische Modell als Vorbild für besonders fortschrittliche und erfolgversprechende politische Lösungen ausmachen, werden oft durch das gute Beispiel Schweden dargestellt, welches häufig stellvertretend für die skandinavischen Länder herangezogen wird.

Das schwedische Modell ist charakterisiert durch einen überraschend offenen Markt gepaart mit einer besonderen Sozialpolitik, ein erfolgreiches Bildungsniveau, eine erfolgreiche Familienpolitik, durch Geschlechter- und Chancengleichheit sowie durch den Umweltschutz. Die Familienpolitik, die in den skandinavischen Staaten an der Gleichheit der Geschlechter und an der gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsmarkt sowie der Vereinbarkeit von Familie und Erwerb anders als zB in Österreich orientiert ist, wird oft als Vorbild einer familienorientierten Politik herangezogen, die in Österreich besonderes Interesse erweckt (Österreichisches Institut für Familienforschung Working Paper Nr. 52, Wien 2005). Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bietet in Schweden andere Möglichkeiten als in manchen EU-Staaten. Ein schon bekanntes Beispiel ist die Beteiligung von Männern an der Elternkarenz und der Elternteilzeit, welche in Österreich nach wie vor auf niedrigem Niveau verbleibt. Die schwedische Familienpolitik hat dazu geführt, nicht nur die Geburtenrate zu steigern, sondern auch Schweden als eines der familienfreundlichsten Länder der Welt zu bezeichnen (Die Presse, 30. August 2015). Es wäre natürlich wünschenswert, wenn nicht der Staat dies als seine Aufgabe ansehen würde und so auf Kosten anderer Familien finanzieren würde, doch zeigt Schweden mindestens, worauf sich die Zivilgesellschaft im Allgemeinen ausrichten sollte.

Schweden liegt ganz vorne, was die Start-up-Unternehmen betrifft. Wirtschaftswachstum ist gegeben und damit haben zweifelsohne die wenigen Regulierungen und die einfachen Möglichkeiten, ein Unternehmen zu gründen, zu tun. Im Vergleich mit vielen europäischen Länder gibt es in Schweden keine Mindestlöhne und neue (wie auch alte) Mitarbeiter kann man einfach ein- aber auch ausstellen. Privates Eigentum ist stark geschützt und Rechtssicherheit gegeben. So ist das Bild von Skandinavien als sozialistisches Paradies mehr als irreführend: Es gibt zwar einen Wohlfahrtsstaat, doch die Privatwirtschaft wird im Allgemeinen von staatlichen Diktaten verschont.

Jedes Vorbild hat natürlich auch Nachteile. Tatsache ist aber, dass die skandinavischen Staaten heute zu den wirtschaftlich stärksten Ländern der Welt gehören und da sie als erfolgreiche Länder gelten, sind sie gesuchte Vorbilder.

Resmije Kurbogaj-Ajeti ist eine administrative Assistentin im Hayek Institut.

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Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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