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Tax Freedom Day – 15.08.2022

Siebeneinhalb Monate arbeitet die österreichische Bevölkerung ausschließlich dafür, um staatliche Ausgaben zu finanzieren. Ist das gerechtfertigt?

Wie wenig Netto bleibt vom Brutto?

Ab Montag kommender Woche ist es soweit: Von diesem Tag an müssen alle heimischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nichts mehr an die Österreichische Staatskasse abliefern. Ab diesem Zeitpunkt können sie über ihr jeweiliges Einkommen frei verfügen, also praktisch in die eigene Tasche arbeiten. „Das bedeutet, dass die österreichische Bevölkerung siebeneinhalb Monate ausschließlich arbeitet, um staatliche Ausgaben zu finanzieren“, sagt Martin Gundinger, der die Berechnungen durchgeführt hat.

„Das ist natürlich eine statistische Annahme. Der Tax Freedom Day, also der Steuerzahlergedenktag basiert auf volkswirtschaftlichen Kennzahlen und ist eine anschauliche Grundlage für alle Diskussionen rund um Steuern und Gerechtigkeit“, sagt Barbara Kolm, Direktorin des Austrian Economics Center (AEC), das die Berechnung des „Tax Freedom Day“ (TFD) für Österreich von 1976 bis heute durchführt. Der „Steuerzahlertag“ oder „Steuerzahlergedenktag“ ist der erste Tag im Jahr, von dem an das erwirtschaftete Einkommen einer Volkswirtschaft nicht mehr zur Bezahlung von Staatsausgaben abgeführt werden muss.

Ausblick

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der TFD in Österreich kontinuierlich nach hinten verschoben. „Es ist auch zu befürchten, dass dieser Trend anhält“, sagt Barbara Kolm. „Steigende Zinsen führen zu erhöhten Zinszahlungen und damit zu einer höheren Belastung, um die angefallenen Schulden inklusive Zinsen zurückzuzahlen. Wenn keine Bereitschaft für umfassende Reformen besteht, wird sich der Tax Freedom Day weiter nach hinten verschieben“, so Kolm. Gundinger fügt hinzu: „Vor dem Hintergrund der steigenden Inflationsrate ist eine Senkung der Abgaben – einhergehend mit Kürzungen staatlicher Ausgaben – sinnvoll. Sinkende Abgaben sorgen nämlich für höhere Produktivität, und wenn mehr produziert wird, wirkt dies preisdämpfend. Insofern ist hier ein dringendes Umdenken der Politik nötig, die derzeit versucht, mit zusätzlichen Ausgaben und Sonderabgaben gegenzusteuern – ein Versuch, der mit hoher Wahrscheinlichkeit die Preise weiter ansteigen lässt,“ warnt Gundinger. Die Höhe der Abgaben- und Steuerbelastung in einem Staat auf eine verständliche Weise allen Bürgern näher zu bringen ist laut Barbara Kolm Sinn des (theoretischen) „Tax Freedom Day“. Erst damit könne eine gute Diskussion darüber geführt werden, welche (positiven) Leistungen der Staat mit dem Geld seiner Bürger einerseits erbringt und andererseits wie effizient er mit dem Geld umgeht.

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Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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