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You said Inflation? Ein notwendiger terminologischer Exkurs, um die Inflationspolitik der EZB besser verstehen und kritisieren zu können.

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You said Inflation?  Ein notwendiger terminologischer Exkurs, um die Inflationspolitik  der EZB besser verstehen und kritisieren zu können.

von Ange Stephane Kouassi

Mitte Januar 2015 kündigte die Europäische Zentralbank an, was schon vermutet wurde: die Ankäufe von Staatsanleihen aus dem Euroraum auszudehnen. Es sollen bis September 2016 Staatsanleihen für eine Billion Euro bei einem monatlichen Niveau von  bis zu 60 Mrd. Euro angekauft werden. Der EZB zufolge soll diese Maßnahme zu Preisstabilität im Euroraum beitragen. Dafür wurden die Leitzinsen auf die untere Grenze von 0,5 gesenkt, um monetäre Anreize zu schaffen, damit Firmen und Haushalte günstigere Kredite bekommen können und die inflation somit von fast 0 auf 2 % zu heben. Am 9. März startete die EZB ihr Ankaufprogramm trotz lauter Proteste aus der Wirtschaft. Einige Experten warnen vor der Gefahr von Blasen an den Finanzmärkten, andere betrachten diese Politik als reine Enteignung der arbeitenden Schichten.

Bevor der Sinn und Unsinn dieser Politik diskutiert wird, erscheint es wichtig, den Begriff Inflation terminologisch und theoretisch abzugrenzen. Es ist vor allem notwendig, weil die aktuelle Diskussion über Inflation oft sehr irreführend ist. Inflation ist für  die klassische Denkschule der Ökonomie, der sich die meisten der führenden Wirtschaftsinstitute weltweit zurechnen,  nichts als ein Anstieg der allgemeinen Konsumentenpreise einer Volkswirtschaft. Um die Konsumentenpreise auf einem akzeptablen Niveau zu halten, werd sehr oft monetäre Instrumente eingesetzt. Allgemein geht die Wirtschaftslehre davon aus, dass die volkswirtschaftliche Entwicklung eines Landes und seines Kapitalmarkts wesentlich von der Entwicklung der allgemeinen Konsumentenpreise bestimmt wird. Inflation ist in diesem Sinne gut und erwünscht und steht im Gegensatz zur Hyperinflation und zur Deflation, die jeweils mit stärker fallendem Preisniveau verbunden sind.

Anders als klassische Schulen definiert die österreichische Schule der Nationalökonomie definiert Inflation als ungedeckte Ausweitung  der Geldmenge, also als eine monetäre Inflation. Die monetäre Inflation ist als Quantitative Easing (QE) bekannt und wird aktuell von der EZB betrieben.

Ein weiterer Streitpunkt liegt in der Messung bzw. Berechnungsgrundlage der Preisinflation bzw. der Konsumentenpreisindizes. Die österreichische Schule betrachtet die gängige Bemessung der Preisinflation als sinnlos, vor allem deshalb, weil sie in einer Volkswirtschaft, aufgrund fehlenden Bemessungsmaßstabs und Konstanten, nicht messbar ist. Kritisiert wird hier die Art wie die Preise unterschiedlicher Güter bzw. Dienstleistungen ohne Rücksicht auf deren Qualitätsmerkmale aggregiert werden, um einen Durchschnitt zu erzielen. Außerdem lassen sich alle Preisbewegungen in der Gesamtwirtschaft nicht messen, da sie sich ständig entwickeln und schwer erfassbar sind. Es gibt also genügend Gründe den Wirkungsgrad von Maßnahmen zur Hebung der Preisinflation anzuzweifeln. Wie lässt sich etwas behaupten dessen Wirkung kaum messbar ist?

Zurzeit liegt die Preisinflation nach Berechnungen der EZB für April 2015 bei 0,3 % in Deutschland, 0,9 in Österreich, 0,1 in Frankreich. Außerdem fallen zwei Extreme auf: Malta und Griechenland mit jeweils  1,4  und – 1,8, während  der Durchschnitt im Euroraum fast bei Null liegt. Für Ludwig von Mises, einer der prominentesten Ökonomen der Österreichischen Schule, gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen monetärer Inflation und Preisinflation. Deshalb ist es Vorsicht bei der Manipulation der Geldmenge verlangt.

Im Bemühen, die bevorstehende Deflation und dem daraus resultierenden politischen Druck, entgegenzuwirken, entschied die Zentralbank für eine Inflationspolitik. In der Tat, eine  Preisdeflation bringt die Gefahr einer realen Aufwertung von Schulden mit sich und die nominelle Abwertung von Vermögenwerten. Dies bedeutete für viele hochverschuldete europäische Nationen, dass sie ihre Schulden nicht mehr tilgen können, aber auch, dass Sparer und Banken Geld verlören. Potential zur Instabilisierung des Finanzmarkts. Dieses Szenario will die EZB vermeiden. Hier muss man aber fragen, ob eine ungedeckte Ausweitung der Geldmenge die Lösung ist. Das massive Hineinpumpen von Geld in das System bringt es mit sich, dass der Prozess danach nicht mehr kontrollierbar ist und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes mehr und mehr zunehmen wird. Der Prozess ist mit stärkeren Steigerungen von Konsumentenpreise verbunden. Es ist hier von Hyperinflation die Rede. Hyperinflation ist aber genauso wie Deflation unerwünscht, weil sie einen Vertrauensverlust in den Euro und eine daraus resultierende Kettenreaktionen auslösen kann.

Die EZB stand vor einem Dilemma und hat sich für eine Inflationspolitik entschieden, mit allem was sie mit sich bringt. Was hätte die österreichische Schule in so einem Fall bevorzugt? Sicherlich keine ungedeckte Ausweitung der Geldmenge, weil sie nie zu einer geordnete Preissteigerung führt, sondern immer zu Hyperinflation. Ein österreichischer Ökonom hätte gesagt: Laissez-faire!

Ja, Laissez-faire den Bereinigungsprozess des Marktes, weil Interventionismus in den normalen Ablauf der Märkte verheerende Konsequenzen haben kann. Gut gemeinte monetäre Politiken haben das Potential langfristige Schäden anzurichten und Krisen zu verlängern. Es ist genauso als ob man die Büchse der Pandora öffnete: einmal geöffnet lässt sie sich schwer schließen.

Bis man die Büchse geschlossen bekommt, muss man einsehen dass, der pauschale Gebrauch des Begriffs Inflation und die bewusste oder unbewusste Verbreitung zu Verwirrung führen. Bis das Missverständnis aufgeklärt ist dürfen die Befürworter der monetären Inflation ungestört ihre Inflations-Steigerungs-Träume zum Schaden der Freien Märkte weiter verkaufen oder ankaufen…

 

Die Meinungen, die hier auf hayek-institut.at veröffentlicht wurden, entsprechen nicht notwendigerweise jenen des Hayek Instituts.

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